"Fifa nicht von der Angel lassen"

Fifa-Nachhaltigkeitschef Federico Addiechi stellt sich an einem Podiumsgespräch von Solidar Suisse kritischen Fragen - ein Jahr nach der Wahl Gianni Infantinos zum Präsidenten.

Im Februar letzten Jahres wurde Gianni Infantino zum neuen Fifa-Präsidenten gewählt. Er stand in der korruptionsgeschüttelten Fifa für einen neuen Kurs und deklarierte: "Wir möchten den Respekt der ganzen Welt." Seither gibt es zwar Ankündigungen aller Art seitens der Fifa, doch nur wenig Konkretes.

An der Podiumsdiskussion hielt Federico Addiechi, Nachhaltigkeitschef bei der Fifa, ein flammendes Plädoyer für die Veränderungen, die in den letzten Jahren bei der Fifa eingeleitet wurden. So seien Menschenrechte in der Fifa-Strategie 2.0 verankert, und die Sorgfaltsprüfungspflicht implementiert. "Es gibt nur wenige Unternehmen oder Organisationen in der Schweiz, die das aufweisen können, und darauf sind wir sehr stolz."

Der entscheidende Prüfstein

Professor Jean-Loup Chappelet von der Universität Lausanne meinte, entscheidend sei, was während des Bewerbungsprozesses für die Weltmeisterschaften laufe. Und tatsächlich, das Ausschreibungsverfahren ist der entscheidende Prüfstein für die Fifa. Solidar Suisse hat der Fifa deshalb schon vor einem Jahr einen Nachhaltigkeitskodex vorgeschlagen.

Die wichtigsten Fragen, die die Fifa lösen muss: Stellt sie klare, konkrete und strenge Anforderungen punkto Menschenrechte und Arbeitsbedingungen an die Bewerberstaaten? Wie ernst nehmen es die Fifa-Entscheidungsgremien, wenn die Nachhaltigkeitsabteilung das Dossier eines Bewerbers negativ beurteilt? Und ist die Fifa bereit, einem Land im Extremfall sogar die WM wieder zu entziehen?

Diese Fragen blieben offen. Die SP-Nationalrätin Min Li Marti fasst die Stimmung im Raum zusammen: "Man kann die Fifa nicht einfach von der Angel lassen." Oder wie ein Zuschauer sagte: Die Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit seien zwar löblich, aber das Geschäftsmodell der Fifa grundsätzlich problematisch.